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das verlorenen tragwerk des königbaus der residenz, eine analyse und rekonstruktion der klenzedächer

autoren: florian meissner
datum: mai-2025 bis juli-2025
ausbildungsinstituation: tum

 

kurzbeschreibung

Die Residenz in München weist mit einst 23.500 m² eine der größten Dachflächen eines Herrschersitzes in Deutschland auf. Sie prägt die Stadtfigur als komplexes historisches, sich addiertes Gebilde aus mehren Höfen, seit vielen hundert Jahren. Allein schon aufgrund dieser Vielheit an zu entdeckenden Dingen, zieht der Bau im Jahr viele tausende Besucher wiederum an. Wie in München aber so üblich, ist nicht alles was alt wirkt auch tatsächlich historisch im materiellen Sinne. Denn nach 1944 blieben von den gerühmten 23.500 m² nur knapp 50 übrig. Der Rest war ein Opfer der Brandbomben. So verschwanden mit diesen nicht nur überwältigende Räume des Frühbarocks, Rokokos oder des Klassizismus, auch beeindruckende und komplexe Dachwerke, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen sind, da diese dem "Was-da-drunter-ist" Schutz zu bieten haben. In der Arbeit soll den Dachtragwerken des von Leo von Klenzes ab 1826 errichteten Königsbau an der Südseite der Residenz, neue Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auf den ersten Blick sind sie kaum wahrnehmbar, auf dem zweiten zeigen sich komplexe Raumgebilde, die dem neusten Stand der Technik entsprachen oder ihn widerspiegeln. Sie sprechen von der Mühe kostengünstig und effizient zu bauen und gleichzeitig bestimmten architektonischen Grundsätzen und Leitbildern der Zeit Rechnung zu tragen, sind jedoch mit dem zweiten Weltkrieg verloren gegangen und heute durch moderne Dachwerke mit Stahl ersetzt.

Klenze ist bemüht dem italienischen Vorbild Rechnung zu tragen und doch neue Technik zu nutzen. Dies nicht zuletzt, um den wirtschaftlichen Zwängen entgegen zu kommen und dem Geschmack seines Auftraggebers. Grundsätzlich wird die Deckenkonstruktion vom Dach gelöst. Diese belasten dadurch das Dach nicht, obgleich das Dachwerk selbst teilweise die Deckenkonstruktion belastet, bleibt diese Trennung charakteristisch. Das Dach des Mittelrisalits ist ein heterogenes Bild verschiedener, auf das Deckensystem abgestimmter,  Tragwerkselemente und Arten. Etwas zwischen genial und Wirrwarr. Unterdessen die Dächer der Seitenflügel als begehbar zu werten sind und eine frühe Form eines echten Flachdaches darstellen und somit eine Entwicklung vorzeichnet, welche wenig später um 1839 sein Ausgangspunkt im Holzzementdach finden wird. Von diesem Punkt aus, bahnt es sich rasant den Weg zurück in die zeitgenössische Architektur. Das Dach des Königsbau versucht noch vor dieser Entwicklung mit den technischen Holzbaumöglichkeiten ein Flachdach zu schaffen. Dies steht pars pro toto für das wachsende Interesse an dieser Dachform und erweitert sinngemäß das Dach über seinen reinen Schutzaspekt hinaus als aktive Fläche.

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