.arch.kunst
zeit zu denken,
arbeit über das
übriggebliebene
autoren: florian meissner
datum: okt-2024 bis jun-2025
ausbildungsinstitution: tum
kurzbeschreibung
Was bleibt von dem Eindruck einer Stadt, einem klugen Gedanken, schrecklichen Erfahrungen oder guten Intentionen? Alles verändert und transformiert sich ständig, diese immerwährende Abflogen von Zerstörung, Rezeption und Transformation ist ein wesentlicher Aspekt der Menschheitsgeschichte. Wann immer etwas übrig bleibt, geht etwas anderes aus dem, was vorher war hervor; das "Präübrige" verfremdet sich und wird zu etwas Neuem, jedoch ohne seinen ihm innewohnenden Charakter vollkommen zu verlieren. Es geht um eine zeitliche Dimension von dem was übrig bleibt. Sodann besteht unsere Gedankenwelt aus übrigen Dingen: gelernt, gelesen, erfahren, ein Teil gefiltert, ein anderer Teil verblasst. Doch alles wurde transferiert und verbleibt, so lang wie wir es brauchen, in uns. Was stand am Anfang, wie verfremdet es sich, wieso bleiben einige Dinge stärker in Erinnerung als anderes?
Das Kunstwerk zeigt dieses Spannungsfeld: der Transfer des Präübrigen zu einer neuen Idee einer Sache. Das Kraftpapier, wenn einmal mit dem Medium in Kontakt gekommen, wird transparent saugt das Wachs in sich auf. Dies lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Paraffin Wax als Medium: Eine Materie zum Kenten, Bearbeiten, Schmelzen, Brechen, Schmieren, Lösen; ohne das es seine Stofflichkeit jemals verliert, ist das Mittel der Gedankenwelt. Von diesem Punkt an, wird das Wachs als formloses Medium, modelliert, gerissen, geschmiert, wiedererwärmt, abgelöst und transferiert. Das Präübrige wurde zu etwas Neuem, das was vom Anfänglichen übrig blieb, ist umgeformt, wiedererwärmt, eingeschmolzen, überdeckt oder eine andere Stelle transferiert. Das Falten und Verwerfen schafft diesen Sprung. Es schüsselt und springt, das Licht scheint differenziert hindurch und visualisiert die Schichten der Veränderungen, das Wachs wird schwitzig und weich. Auf einen Sockel gesetzt, soll das Werk direkt mit dem Betrachter auf Augenhöhe in Kontakt treten. Das Spannungsfeld zwischen Gemälde und Skulptur wird immanent: als Gemälde erstellt, im „Präübrigen“- Zustand, transformiert sich selbst das Werk zu einer skulpturalen Lesart und nicht nur das: sie wird fast zum Stoff oder Tuch und schafft einen weiteren überraschenden Übergang.
Paraffin Wax auf , Masse 130x60cm, 2025, Florian Meissner